Mit dem Jahr 2024 geht auch das dritte Geschäftsjahr der Kolping Röstwerkstatt Brakel zu Ende. Was man zwischen Marketingmaßnahmen und Produktionsaktivitäten in Deutschland oft nicht sieht, ist die Arbeit, die wir gemeinsam mit unseren Kollegen im Ursprung realisieren.
Es ist gute Praxis geworden, zu Beginn des Kalenderjahres und zum Ende der Erntesaison nach Honduras zu reisen. So können wir uns vor Ort direkt einen Überblick über den Verlauf der Ernte machen, die Ernteergebnisse verkosten und die anstehende, komplexe Logistik mit mehreren Hundert Kleinproduzenten koordinieren. Zudem basiert unser direktes Handelsmodell auf Vertrauen und dafür ist die persönliche Begegnung unerlässlich.
In diesem Jahr haben wir gemeinsam mit der Kooperative APROCAF vor Ort einen Workshop absolviert, indem wir den Entwicklungsplan partizipativ erarbeitet haben. Der Entwicklungsplan ist ein Instrument, welches benötigt wird, um in die Fair Trade Zertifizierung einzusteigen. Mindestens ein direkter Abnehmer muss darin seine Kaufabsicht bekunden.
Im April dieses Jahres erhielt die Kooperative COMICLOL eine Förderzusage eines Projektantrags der Unternehmen der BOSCH-Gruppe. Der Verein cents for help e.V. stellte Mittel zur Verfügung, um die Kapazität an Trockensieben in der Kooperative zu erweitern und eine gemeinsame Trocknungsanlage aufzubauen. So kann zukünftig noch mehr Wertschöpfung auf den Fincas erfolgen.
Im Mai dieses Jahres fand in Corquín in Honduras erstmals der überregionale Golden Cup statt, bei welchem die Spezialitätenkaffees der Finalisten aus den nationalen Golden Cup Wettbewerben in Mittelamerika und Mexiko ins Rennen gingen. Agraringenieur Ramiro Aguilar wurde als Juror ins Panel und berufen und bewertete gemeinsam mit 17 weiteren ausgewählten Juroren die 46 Kaffeeproben von fair-trade-zertifizierten Kooperativen aus Guatemala, Honduras, Nicaragua, El Salvador, Costa Rica und Mexiko.
Im Sommer fanden in der Kooperative APROCAF die Vorbereitung auf das zweitägige Erstaudit statt, welches die Kooperative im September erfolgreich bestritten hat, sodass Anfang Oktober die Handelserlaubnis vorlag. Die Ernte 2024/2025 kann nun also offiziell als Fairtrade Ware gehandelt und vertrieben werden. Zur gleichen Zeit wurden in der Kooperative COMICLOL von den Produzenten Trockensiebe gebaut, welche ebenso bereits für Trocknung der Ernte 2024/2025 in Betrieb genommen werden können.
Ein Thema, was uns das ganze Jahr über in der Zusammenarbeit mit den Produzenten begleitete und weiterhin begleiten wird, ist die EU-Entwaldungsverordnung, die zu Beginn 2025 in Kraft treten sollte, zu welcher bis zum heutigen Tag aber weiterhin keine Rechtssicherheit besteht. Die EU Deforestation Regulation sieht vor, dass in die EU nur noch Kaffee eingeführt werden darf, für den nach dem 31.12.2020 kein Wald gerodet wurde. Die Regelung bringt Unternehmen in die Pflicht, ihre Lieferketten zu überprüfen und durch ihre Einkaufspraktiken am Erhalt des Waldes und der Biodiversität im Globalen Süden mitzuwirken.
In der zweiten Jahreshälfte haben die Kooperative APROCAF und die Kolping Röstwerkstatt einen gemeinsamen Projektantrag beim Fairtrade Support Fund gestellt. Dieser Fonds unterstützt Vorhaben rund um die Thematik HREDD (Human Rights and Environmental Due Diligence), also die gemeinsame Arbeit an unternehmerischen Sorgfaltspflichten für Menschenrechte und Umwelt. Damit wird der Prozess verstanden, mit dem Unternehmen ihre negativen Auswirkungen auf Mensch und Natur identifizieren, verhindern, reduzieren und darüber Rechenschaft ablegen. Hierfür haben wir als Antragssteller einen Förderzusage des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) über die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) über 20.000 € erhalten.
Durch die kontinuierliche Arbeit im Ursprung, die direkte Zusammenarbeit und die gemeinsam getragene Verantwortung mit den Produzenten steckt hinter der Marke Tatico weitaus mehr als eine reine Handelsbeziehung.