Die Entwicklungen erregen Aufmerksamkeit: Der Preis für Rohkaffee an der New Yorker Börse ist in den letzten Wochen sprichwörtlich durch die Decke gegangen. In der vergangenen Woche hat der Weltmarkt zum ersten Mal die 400 Dollar Marke überschritten und ein Ende dieses Aufwärtstrends ist nicht abzusehen.
Seit 1977 waren die Weltmarktpreise nicht mehr auf diesem Niveau: allein von Anfang 2024 bis Anfang 2025 ist ein Anstieg um 110% und ein Anstieg um 20% allein in den ersten beiden Monaten des Jahres 2025 zu verzeichnen.
Schwankungen am Weltmarkt sind nicht unüblich, doch nun steht eine stets steigende Nachfrage steht einer begrenzten oder gar rückläufigen Verfügbarkeit von Rohkaffee gegenüber. Bereits 2024 waren die Lager in Europa und weltweit leer. Es gab keinen Kaffee, wie auch in den 70er Jahren, als im wichtigen Anbauland Brasilien Schnee fiel.
Auch für die derzeitige Weltmarktsituation ist allem voran der fortschreitende Klimawandel verantwortlich, der immer häufiger zu Ernteverlusten, Ernteverschiebungen oder ganzen Ernteausfällen führt, wie derzeit beispielsweise in Brasilien, wo bereits das heiße und trockene Wetter im Herbst die Reifephasen der Kirschen beeinträchtigt hat. In Costa Rica ist die Ernte so stark verzögert, dass Überbestände aus dem Vorjahr die verspätete Vermarktung der aktuellen Ernte ausgleichen müssen, und in Honduras hat es in einigen Regionen während der Erntezeit so stark geregnet, dass die Bohnen nicht gereift und die Kirschen voller Wasser waren und noch am Strauch verdorben sind.
Hinzu kommt eine Abnahme der Verfügbarkeit an Erntehelfern, die dazu führt, dass dort, wo es noch gute Ernteergebnisse gibt, diese nicht voll ausgeschöpft werden können.
Experten warnen, bis zum Jahr 2050 könnten mehr als 50% der Ernteflächen weltweit aufgrund des Klimawandels verloren gehen.
Auch die politische Weltlage beeinflusst die Kaffeepreise an der Börse: In vielen Ländern, wie beispielweise in Mexiko, wachsen die Unsicherheiten hinsichtlich angekündigter US-Zölle. Auch in Kolumbien herrscht diesbezüglich eine große Unsicherheit mit Blick auf die konfliktgeladene Beziehung zur Trump-Regierung. Nicht zuletzt hat auch die in letzter Minute im EU-Parlament beschlossene Verschiebung der Inkraftsetzung der EU-Entwaldungsverordnung dazu geführt, dass Verträge seitens europäischer Händler zum Jahresende nicht gefixt wurden, was die Marktunsicherheit weiter erhöht hat.
Auch was die Verschiffung angeht, stehen Kaffeehändler in diesem Jahr wieder vor steigenden Herausforderungen: Reeder meiden das Rote Meer und den Suez-Kanal aufgrund möglicher Angriffe der Huthi-Rebellen, sodass Handelsschiffe den Umweg über das Kap der Guten Hoffnung in Kauf nehmen, was weltweit die Logistikpreise in die Höhe treibt.
Exporteure, Kaffeehändler und -röster erleben herausfordernde Zeiten. Fest steht, dass keine kurzfristige Erholung der Weltmarktsituation nicht absehbar ist und Verbraucher für Kaffee zunehmend tiefer in die Tasche greifen müssen.